Waldbaden Interview mit Fritz Herkenrath.

Robin Woods Waldbaden Logo. Ein Stempel mit einem grünen Baum in der Mitte.

Waldbaden Interview

General Anzeiger Rhein-Sieg

Was ist Waldbaden?

Waldbaden ist ein Naturschutz- und Gesundheitskonzept aus Japan. Dort „Shinrin-Yoku“ genannt und beinahe 40 Jahre alt. Das japanische Landwirtschaftsministerium führte Shinrin-Yoku schon Anfang der achtziger Jahre ein und förderte ein millionenschweres Forschungsprogramm, um die medizinische Wirkung des Waldbadens nachzuweisen. Zahlreiche japanische Universitäten haben heute Fakultäten, die die medizinisch-wissenschaftlichen Aspekte systematisch ergründen und bisweilen eine fachärztliche Spezialisierung in „Waldmedizin“ anbieten. Bis zu fünf Millionen Japaner nutzen jedes Jahr die angelegten Wege des Nationalen Erholungswaldes von Akasawa.

Waldbaden meint einen bewussten Aufenthalt im Wald. Den ersten Heil- und Gesundheitswald gibt es seit Ende 2016 auf der Insel Usedom unter medizinscher Begleitung der Uni München. In Sachen Waldbaden stehen wir in Deutschland noch am Anfang.

Wie wirkt denn der Wald nun auf uns Menschen?

Im Wald steigt die Zahl der körpereigenen Abwehrzellen. Das verbessert das Immunsystem, reguliert den Blutdruck, und der Pegel von Stresshormonen wie Cortisol sinkt.

Die Auslöser für die positive Kraft des Waldes kommen direkt von den Bäumen, Pflanzen und Waldböden. Sie senden sogenannte Terpene und Mikroben aus, um miteinander zu kommunizieren. Diese pflanzlichen Botenstoffe stärken das menschliche Immunsystem bereits nach nur einer Stunde im Wald.

Wissenschaftlich belegt ist, dass die Senkung des Blutdrucks nach einem Tag Waldbaden bis zu fünf Tage anhält. Waldtherapie oder Waldbaden ist eine anerkannte Heilmethode.  Als größtes Lebewesen auf dem Planeten ist der Baum von Anbeginn der ständige Begleiter der Menschheit. Aber mich interessiert die akademische Seite weit weniger, als der Nutzen für Mensch, Wald und Gesellschaft. Da sehe ich eine starke Wechselwirkung: Waldbaden sorgt auch für eine andere Wahrnehmung für Wald und Natur. Dazu gehört für mich auch die Diskussion um Umwelt und Klimaschutz, die endlich mit mehr Ernsthaftigkeit geführt wird.

Einverstanden – abseits akademischer Abhandlungen – worum geht’s?

Beim Waldbaden geht es um einen bewussten Aufenthalt im Naturraum Wald, der der mentalen und körperlichen Gesundheit dient. Und das sage ich als Praktiker und quasi amtierender Waldbademeister: keine abgehobene Esoterik, sondern Wohlfühlen und Gesundheit für alle, die sich darauf einlassen. Wer dem Thema offen gegenübertritt, wird überrascht sein von seiner Wirkung.

So ist es mir auch gegangen. Seit mehr als 16 Jahren umarme ich, beruflich bedingt, täglich Bäume und stelle immer wieder fest, welche positiven Auswirkungen das auf mein Wohlbefinden hat. Heute zeigen Forschungsergebnisse, die Heilkraft der Bäume hilft uns, wieder in Balance zu kommen, die Seele zu heilen und körperliche Beschwerden zu lindern. Das ist gelebter Naturschutz: Findet der Mensch Heilung im Wald, so wächst in ihm das Bedürfnis zum Schutz der Natur beizutragen.

Also gut, wie war das denn bei Ihnen? Sie arbeiten seit 16 Jahren im Gartenbau und in der Baumpflege – was qualifiziert Sie zum Waldbademeister?

Mein Bruder Hans-Gerd und ich haben mit dem Bonner Baumdienst und dem HenneferBaumdienst unsere Betriebe zu einem Familienunternehmen zusammengeführt. Das machen wir jetzt seit 2003 – unsere Leidenschaft für Gärten, Bäume und Natur hat allerdings Wurzeln, die noch viel weiter zurückreichen. Meine Eltern hatten in den 80er Jahren einen Gärtnereibetrieb in Hennef, in dem meine Brüder und ich aufgewachsen sind. Leider kam dann die Ortsumgehung A560 und der elterliche Betrieb musste der Autobahn weichen.

Daraufhin gingen wir unsere Wege, Frank Herkenrath, mein großer Bruder ist Schornsteinfegermeister, Hans-Gerd, mein mittlerer Bruder, blieb der Natur treu und ist Garten-Landschaftsbau-Meister. Ich kam über Umwege vom Fluggerätemechaniker, Betriebsleiter im Fenster- und Türenbau, über den selbständigen Einzelhändler letztendlich als Baumpfleger zur Natur zurück und gründete mit meinem Bruder Hans-Gerd den Baumdienst Herkenrath.

Seitdem haben wir unsere Firmen und unser Know-how kombiniert. Zu unseren Qualifikationen gehören Garten- und Landschaftsbau-Meister, zertifizierter Baumkontrolleur, ausgebildeter Baumpfleger und Forstwirt. Daneben bin ich frühes Mitglied im Bundesverband Waldbaden (BVWA e.V.) und tausche mich mit Experten bundesweit zu diesem Thema aus.

Unsere Firmenphilosophie steht im Einklang mit der Natur, weil wir in erster Linie schützen und erhalten. Dadurch ist die Liebe zur Natur in mir gewachsen. Ich finde, wenn es der Natur gut geht, geht es uns Menschen gut.

„Waldbaden ist die Kunst, sich durch all unsere Sinne mit der Natur zu verbinden“, sagt der führende Wald-Mediziner Professor Qing Li. Dieses Verständnis passt sehr gut zu mir und zum Waldbaden.

Und was qualifiziert Ihre Heimatstadt Hennef zur Waldbadeanstalt?

Die positive Wirkung der Bäume lässt sich im waldreichen NRW mit fast 60.000 Kilometern erschlossener Waldwege besonders gut erspüren. Das gilt besonders auch für das waldreiche Hennef – idyllisch gelegen zwischen Siebengebirge und Bergischem Land und gleichzeitig bestens erreichbar. Die großen Rheinmetropolen Düsseldorf, Köln und Bonn sind ebenso wie auch Frankfurt in weniger als einer Stunde mit Bahn oder Auto erreichbar.

In Hennef dreht sich so einiges um den Wald, nicht zuletzt auch seine Sportschule und der sich daneben findende Kletterwald. Dort kann man Wald nochmal ganz anders erleben, wenn man nicht Ruhe und Entspannung, sondern vielmehr Sport und Unterhaltung sucht.

Hennef verfügt überwiegend über etwa 1200 Hektar artenreiche Mischwälder. Das teilt sich in 1056 Hektar Privat- und 144 Hektar Kommunalwald auf. Die Liste der Naturschutzgebiete in und um Hennef ist groß. Auf engstem Raum erlebbar sind hier ausgedehnte Buchenwälder und schattige Schluchten, sonnendurchflutete Felsen, alte Steinbrüche, Eichen- und Hainbuchenwälder.

Der Niederwesterwald, das Siebengebirge, Komper Heide, Sieg, Hufwald, Hanfbachtal, Bröl, Waldbrölbach und südlich angrenzende Waldbestände des mittleren Bröltales.

Südlich der Sieg in den Gemeinden Hennef, Eitorf und Windeck erstreckt der Höhenzug des Leuscheids, ein Waldgebiet, das im Süden an der Landesgrenze in den Westerwald übergeht. Höchste Erhebung ist der „Hohe Schaden“ bei Eitorf. Das Gebiet im Kern ist fast durchgängiger Wald, beherbergt aber an seinen Rändern eine reich strukturierte Kulturlandschaft.

Wanderwege wie der Siegsteig zählen zu den schönsten des Landes. Daneben gibt es über 20 weitere Wanderwege rund um Hennef und machen die Stadt so zu einem idealen Ausgangspunkt für das Waldwandern.

Wann geht’s in Hennef los mit dem Waldbaden – wohin können sich Interessierte wenden?

Wenn’s nach Plan läuft, möchte ich im Herbst dieses Jahres die ersten Kurse anbieten. Interessierte können sich auf unserer Webseite HenneferBaumdienst.de oder WaldbadenHennef.de aktuelle Informationen holen oder direkt Kontakt mit mir aufnehmen. Mit etwas Glück kann ich im Sommer nächsten Jahres auch mein Seminarhaus fertigstellen. Mein Waldhäuschen liegt am Waldrand des Hanfbachtals in Krautscheid und ist der ideale Treffpunkt für Waldbadeausflüge in die umliegenden Wälder.

Waldluft ist Medizin zum einatmen. Ich freue mich auf Ihren Besuch.


Das Waldbaden Interview wurde am 14. April im General Anzeiger Bonn Rhein-Sieg veröffentlicht.

Die japanischen Schriftzeichen für Shinrin-Yoku-Kanji, das Waldbaden.
Eine Seite des General Anzeiger Rhein-Sieg mit einem Bild von Fritz Herkenrath. In dem Interview erklärt Fritz die Vorzüge und den medizinischen Nutzen von Waldbaden.
Portrait von Waldbademeister Fritz Herkenrath.

Fritz Herkenrath
Du kannst das Waldbaden Interview auch im Original auf der Webseite des Bonner General Anzeiger lesen.

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